27.08.2012 – Internationale Connemara-Schau in Fontainebleau

 

Internationale Connemaraschau im Rahmen der Pony Europameisterschaften in Fontainebleau, Frankreich, von Susanne Lehmann

 

 

Auf ein ganz positives Echo fiel der in Irland geäußerte Wunsch, einen Connemara Pony Meeting Point im Rahmen der Pony Europameisterschaften in Frankreich einzurichten: es gab nicht nur einen Treffpunkt, sondern sogar eine international ausgeschriebene Zuchtschau dazu. Der Clou für die internationalen Aussteller war die Befreiung von der Meldegebühr und den Stallkosten, die Aussteller aus Frankreich durften recht tief in die Tasche greifen, um vor Ort sein zu dürfen.

Ob es an der späten Ausschreibung oder der verhaltenen Werbung lag, dass nur vier Ponys aus dem Ausland genannt wurden? Insgesamt wurden 34 Connemara Ponys auf der Schau gezeigt, die Siegertiere wurden später in der Springarena vor großem Publikum vorgestellt, ein echtes Jahreshighlight und großes Pech für alle, die dieses Event, angebunden an die Pony EM, verpasst haben.

Sehr international war das Richtergremium gehalten, Karen Holloway aus Australien richtete mit Henry O’Toole aus Irland und Jean-Marie Philibert aus Frankreich, kompetent moderiert wurde die Schau in nicht weniger als drei Sprachen von Christine Mares, der Frau des ehemaligen französischen Präsidenten. Fotos der gesamten Schau unter www.foto-job.com

 

Einziger zweijähriger Hengst war All Perfect de la Comoe von Don Juan V – Thunder du Blin, beides Hengste, die jeweils Nachkommen auf der EM im Sportteil am Start hatten. All Perfect konnte mit leichten Bewegungen bei altersgerechter Entwicklung gut gefallen – lediglich beim Stockmaß könnten sich bei einer 3-jährigen Körung die Weiche in Richtung HB II stellen. Züchter und Besitzer ist Jean Francois Coutentin.

 

 

 

 

 

Drei zweijährige Stuten waren am Start, der Sieg ging an Angel Justice Well’s von Poetic Justice – Apollon Pondy, ausgestellt von der Züchterin Gaelle Vennettilli Bohec. Mit charmantem Auftritt wußte diese ebenfalls weit entwickelte, rahmige, mit viel Gurtentiefe und guten Partien ausgestattete Stute zu gefallen und die beiden insgesamt etwas leichter wirkenden Mitbewerberinnen auf die Plätze zu verweisen.

 

 

 

 

 

Bei den dreijährigen Hengsten wurden nur zwei Hengste ausgestellt, hier konnte sich der sympathische Village Sparrow v. Grange Surf Sparrow – Ice and Fire d’Albran, aus der Zucht und dem Besitz von Johanna Höckel, ein weit entwickelter, beinahe schwer wirkender Hengst, an die Spitze setzen. Sein Vater Grange Surf Sparrow wurde nach langem Zuchteinsatz auf dem Gestüt Glaskopf nach Frankreich verkauft, wo sich seine Nachzucht immer wieder in die Siegerlisten der nationalen Schauen einträgt – ein Hengst, der seine Nachzucht prägt. Der zweite Bewerber der Klasse war Viking Melody von Cocum Thunder Boy aus der Imagine Melody von Dexter Leam Pondi, Zuchtlinie x typvolle Sportabstammung sozusagen, ein ebenfalls gut gemachter Hengst, der leider ohne jegliche Schaukondition vorgestellt wurde und somit nicht an Village Sparrow heranreichen konnte.

 

Very Sweet MelodyImmerhin fünf dreijährige Stuten füllten die Stutenklasse und die Siegerin stammte aus der bekannten Melody-Zucht, in der Tat very sweet war Very Sweet Melody von Imperator Melody x Ritournelle Melody – Ebn de Loye, von Hubert Laurent gezogen, nun im Besitz von Remi Perrin. Leichte Bewegungen, ein ausgewogenes Exterieur mit passendem Fundament und schönem Geschlechtstyp – was will man von einer jungen Stute mehr erwarten? Valongloria de Seguret von Grange Surf Sparrow – Look at me stand auf Platz 2, eine ebenfalls gut entwickelte Stute, der es insgesamt etwas an der schönen Ponyprägung mangelte. Die weiteren Stuten wirkten neben den beiden sehr „fertig“ scheinenden Stuten and der Spitze unreif und knapper im Rahmen und nicht alle konnten in der Bewegung überzeugen.

 

Nicht überraschend kamen dann auch die Ergebnisse im Jugendchampionat, Village Sparrow wurde männlicher Jugendchampion vor All Perfect de la Comoe, Very Sweet Melody übernahm bei den Stuten den Titel vor Angel Justice Well’s. Gesamt Jugendchampion beider Geschlechter wurde Very Sweet Melody vor Village Sparrow. Auffällig gute, lockere Bewegungen hatten die bisherigen Vorführungen dominiert und die Ausrichtung der Zucht auf die  gewünschten Rassecharakteristika Typ und ausgewogenes Exterieur wurden durch die Jugendklassen voll bestätigt.

 

 

Für die Stutenklasse waren doch genügend Nennungen eingegangen, so dass die Klasse geteilt werden konnte: bei den 4- bis 6-jährigen kamen sechs ausgestellte Stuten zusammen, von denen sich die in Züchterhand von Stephane & Isabelle Jault befindende Sultana de Seguret von Odysseus Melody x Quemada du Parc – Ashfield Dancing Sparrow trotz reichlich Kaliber sehr leichtfüßig an die Spitze der Abteilung setzte. Auf dem zweiten Platz stand Tiziana Schüracher von Dream of Aulne x Jezabelle v. Schüracher – Cheviot Midas, aus der bekannten Zucht und dem Besitz von Yvonne Held.

 

 

Die zweite Stutenklasse der älteren Stuten war mit weiteren sechs Stuten beschickt. Sieggewohnt setzte sich Poesie Melody, wiederum von Imperator Melody, aus Hubert Laurents Superstute Equinoxe Melody von Apollon Pondy, aus dem Besitz von Pascal Wandon an die Spitze. Eine großlinige Stute, mit ausgewogenen Partien und leichten Bewegungen, inzwischen 9 Jahre alt. Auf dem zweiten Platz stand die Seniorin der Klasse, die 21-jährige Diane de Bezolle von Lord Ravary x Tanais du Parc – Mor Ven Storm, die nicht nur in bestechender Form von ihren Besitzern Stephane & Isabelle Jault vorgestellt wurde, sondern auch noch ein ganz charmantes Fohlen bei Fuß führte. Auf dem dritten Platz stand Primrose Schüracher, eine weiter von Yvonne Held gezogene Stute von Cheviot Midas x Shipton Blue Swallow – Atlantic Sentinel, nun im Besitz von Yves Modeste.

 

Für die beiden Fohlen wurde schnell noch eine Fohlenklasse eingerichtet, hier siegte Cormac de Seguret von Ungaro Deux Seguret aus der Diane de Bezolle, ein weiterer Klassensieg für Stephane und Isabelle Jault.

 

 

 

 

 

 

 

Bei den jüngeren Hengsten bis 9 Jahre stellten die Richter Pady Melody d’Auxence vom viel zu früh verstorbenen Castle Side Glen Boy x Venise Melody – Idenoir an die Spitze, gezogen von Remi Delaune ist er Stammhengst von Hubert Laurent, ein starkknochiger, kompakter Hengst, der die Mitbewerber seiner Klasse klar dominierte. Wie wichtig es ist, auch internationale Zucht mit frischem Blut zu versorgen, zeigt der Einsatz des 9-jährigen Hengstes in Dänemark. Im letzten Jahr wurde Skatholm Goldfinger auf der Körung in Schleswig-Holstein in HB II eingetragen. Auf dem zweiten Platz stand Sinbad de Boloi von Six Pence Duff x Jabadao de Boloi – Dexter Leam Pondi, von Pen de Boloi gezogen, im Besitz von Jean Marie Nicolas. Ein mit 6 Jahren noch junger Hengst mit viel Substanz, der in der Vorderhand durch einen recht großen Kopf, dabei mit sehr charmantem Gesicht, und einen kompakten Hals ein wenig schwer wirkte. Eine qualitativ sehr gemischte Klasse, keiner der Hengste schien für die Schau besonders konditioniert oder vorbereitet worden zu sein.

 

Bei den älteren Hengsten ließ der Superchampion aus Irland keinen Zweifel aufkommen: seit 6 Wochen in Frankreich zuhause (und von den Stuten stark frequentiert) präsentierte Joe Burke den in der Familie gezogenen Currachmore Cashel von Rosenaharley Rowley x Tolka Bridge – Bridge Boy, Champion in Clifden und Dublin, wie aus dem Ei gepellt. Number One Modesty von Dream of Aulne x Eliza Schüracher – Cheviot Midas, von Yves Modeste gezogen und von Yvonne Held ausgestellt, hatte gegen den Besucher aus Irland keine Chance, kam aber auf einen guten zweiten Platz. Dritter im Bunde, und in voller Sportkondition nicht mit den „Zuchttieren“ vergleichbar, war der aus Belgien stammende Goliath van de Groenweg von Conor Mac Nessa x Glencarrig Delphinium – Coosheen Finn, vorgestellt von Bert und Veerle van Boxstael – er hatte in den CSIP-Prüfungen mit seinem Springtalent geglänzt und war einziger EM-Teilnehmer, der auch in der Zuchtschau ausgestellt wurde. Wie wohl eine Ballyowen Maybell Molly ohne Sattel in der Stutenklasse gewirkt hätte?

 

Currachmore CashelKlar überlegen wurde Currachmore Cashel Siegerhengst vor Pady Melody d’Auxence, bei den Stuten übernahm Poesie Melody den Titel der Siegerstute vor Diane de Bezolle. Senoir Champion wurde Currachmore Cashel vor Poesie Melody, und wen wundert es zu lesen, dass die beiden auch die Supreme Titel untereinander ausmachten …

 

 

 

 

 

 

Beeindruckend war die Präsentation der Siegertiere vor dem Nationenpreis im Parcours vor großem Publikum – eine ideale Werbung für die Rasse vor sportorientierten Fachleuten, bei denen vor allem in Frankreich und Skandinavien das Connemara im Turniersport einen Topplatz einnimmt. Viele Connemaras und Partbreds waren auch wieder bei der EM am Start, und so schloss mit diesem Pilotprojekt erstmalig die französische Züchtervereinigung die „Kluft“ (so es denn eine gibt) zwischen Zucht und Topsport, kein leichtes Unterfangen, kein einfacher Start – man darf gespannt sein, ob und wann sich die Gelegenheit noch einmal bietet!