Vet-Check bringt VS-Team Großbritannien auf Gold-Kurs
Bei der Betrachtung der gestrigen Ergebnisse und meiner Prognose, dass es die Briten mit dem dritten Team-Gold ernst meinen, habe ich die vierte Disziplin dieser Sportart völlig unterschlagen: der Sonntag beginnt stets mit der Verfassungsprüfung, und Mustang de Buges, das französische Connemara mit 48.2 Strafpunkten, hat nicht bestanden – damit ist die Mannschaft mit nunmehr 142.6 Punkten auf Rang 2 abgerutscht, und die Briten stehen mit 138.7 vorn. Ein Springfehler liegt immer noch zwischen den beiden Teams, nur diesmal in anderer Richtung.
Auch das Team aus den Niederlanden erlitt dieses Schicksal: Qualitat des Bourdons wurde „krankgeschrieben“, damit ist das Team geplatzt, es bleiben das Connemara Secret Benny und das Partbred Shamrock Twist als Einzelstarter übrig. Charlie und Anja Schöniger, Einzelreiter für Deutschland, wurden ebenfalls vom Tierarzt aus dem Wettbewerb genommen.
Die Entscheidung im Springen um die Einzelmedallie: bisher gibt es vier Reiter ohne einen Springfehler, Michael Pender hat von diesen die schnellsten Zeiten erritten, die in diesem Wettbewerb nicht gelten. Es wird in zwei Umläufen geritten, bei gleicher Fehlerzahl gibt es am Ende ein Stechen um die Medallien. Franziska Müller ist einzige deutsche Starterin mit bisher nur vier Fehlerpunkten. Eine Teilnehmerin hat lediglich einen Zeitfehler, fünf Starter haben bisher nur einen einzigen Abwurf – ein tolles Ergebnis an sich.
Franziska Müller kassierte gerade mit Leo einen Abwurf. Jessica Hewitt mit Ammanvalley Santino (GBR), bisher mit einem Fehler, kassierte zwei Springfehler und einen Zeitfehler. Die bisher fehlerfreie Tixylix mit Jodie Hall Mcateer (GBR) hatte ebenfalls einen Abwurf, gleiches widerfuhr dem bisher drittbesten Rowen van de Mheen mit Quaprice d’Astree (FRA). Justine Maerte mit dem Partbred Shamrock du Gite blieb fehlerfrei, letzter Starter war Michael Pender mit Imagine If One – letzter Sprung … ein Abwurf, schnellste Zeit! Damit ist Connemara Partbred Shamrock du Gite mit Justine Maerte (li.) aus Frankreich Einzel Europameisterin! Und es gibt ein Stechen um Silber und Bronze zwischen Michael Pender (IRL) und den beiden Belgiern Thibault Philippaerts mit Okehurst Little Bow Wow und Maartje Verberckmoes mit Nibor, Jodie Hall Mcateer mit Tixylix und Rowen van de Mheen mit Quaprice d’Astree aus Frankreich.
Maartje und Nibor gingen als erste ins Stechen, 16 Fehlerpunkte – das ist die Medallie nicht. Thibault und Bow Wow legten erneut eine fehlerfreie Runde vor. Rowen kassierte einen Abwurf, Jodie ging erneut fehlerfrei. Letzter Starter ist Michael Pender, und die Kraft reichte nicht mehr, er kassierte drei Abwürfe! Wie schade für dieses kämpferische Ponygespann. Jodie Hall Mcateer aus Großbrittanien gewinnt mit Tixylix die Silbermedallie, Thibault Philippaerts mit Okehurst Little Bow Wow die Bronzemedallie für Belgien. Das große Finalstechen erinnerte an Jaszkowo, Polen, wo am Ende ebenfalls ein großes Stechen um die Medallien lief, damals war Justine Tebbel Reiterin von Okehurst Little Bow Wow, aber die allerletzte Reiterin vergab am allerletzten Sprung seinerzeit ihre Einzelmedallie.
Als nächstes folgte dann die letzte Vielseitigkeitsdisziplin, das Abschlussspringen. Es wird in umgekehrter Reihenfolge gestartet, der beste Reiter zuletzt. Eine Verbesserung in der Liste funktioniert nur über die Fehler der Reiter, die höher in der Liste stehen. 41 Starter waren vom 52-köpfigen Anfangsfeld geblieben. Eine Reiterin schied noch aus, 2 Reiter hatten 21 Fehlerpunkte, 3 Reiter hatten vier Abwürfe, 1 hatte drei Abwürfe, doch dann 6 Reiter mit zwei Abwürfen, 11 mit einem Abwurf und 17 Starter blieben fehlerfrei, knapp die Hälfte des Starterfelds! Was für eine tolle Leistung am Ende des dritten Wettkampftags! Calvin Böckmann und Askaban B brachten eine Null-Runde zustande, und holten sich mit 33.4 Strafpunkten, also dem Dressurergebnis, die Einzel-Goldmedallie, die einzige für Deutschland während dieser Europameisterschaft. Herzlichen Glückwunsch!
Die Silbermedallie ging nach Frankreich an Melissa Prevost und Podeenagh Aluinn, sie erlaubte sich noch den Springfehler, der „drin“ gewesen war, auch für sie eine grandiose Leistung, mit 40.9 Strafpunkten eine EM zu beenden. Auch Bronze blieb bei der Reiterin, die sich auf nach dem Gelände schon auf dem dritten Rang befunden hatte: die Irin Zara Nelson zauberte mit dem Connemara Millridge Buachaill Bui von Templebready Fear Bui ebenfalls eine Null-Runde und darf sich nun feiern lassen. Immerhin also eine Einzel-Medallie für die Connemara Ponys! Die Britin Jessica Thomas, mit dem Connemara Another Island v. Island Lad beritten, hatte einen Pechtag und ging von Rang vier auf Rang 23. Spirit VI arbeitete sich mit dem Briten Thomas Tulloch auf Blech vor, Cuffesgrange Little Ric, ebenfalls GBR, und Saffron Cresswell kamen auf Rang 5, vorher 7. Ebenfalls sehr erfreulich war das dritte Connemara Pony in den Top 10, Newtown Westie für Irland mit Lucy Hancock, verbesserte sich von 8 auf Rang 6. Das vierte Connemara im Bunde, Mustang de Buges, war zuvor vom Tierarzt beurlaubt worden. Auch Brandon Schäfer-Gehrau verbesserte sich noch einmal mit Pretty in Black von Rang 9 auf Rang 8, ein tolles Finale für den deutschen Newcomer. Connemara Foxtown Cufflynx, für Großbrittanien am Start, verbesserte sich mit einer Nullrunde von Rang 18 auf Rang 12. Auf Rang 15, vorher 17, stand Shamrock Twist, das Partbred, mit Jillian Giessen aus den Niederlanden. Das französische Connemara Klockeen de Rhonon mit Romain Sans kam von 22 auf 16 vor, Connemara Socks mit Clara Mayer aus Italien hielt seinen Platz 20. Aus Connemara-Sicht also alles bestens gelaufen.
Über Mannschafts-Gold durfte sich – na wer wohl – die Briten freuen! Sie machten damit das Team-Triple voll, ein unglaublicher Erfolg, wenn man die Leistungsdichte und -stärke in allen Disziplinen bedenkt! Wir erinnerten uns nicht daran, dass dies schon einmal eine Nation geschafft haben sollte, aber die gute Recherche brachte es an den Tag: Deutschland hatte schon einmal ein Mannschafts-Triple geschafft, und zwar 1996 im dänischen Barthahus. Übrigens – die EM wird seit 1978 ausgeritten, bis 1985 aber nur in Springen und Dressur. 1982 holte Deutschland die erste Mannschafts-Goldmedallie in der Dressur und hat seither jedes Jahr mindestens eine Mannschafts-Goldmedallie gewonnen, 17 Jahre sind dazwischen mit sogar zwei Mannschafts-Goldmedallien. Und dann kam 2015 und die Briten zeigten, dass sie auch gewinnen können.
Und weil es so gut für die Briten lief, machte auch Phoebe Peters mit SL Lucci in der Kür ihren Sack zu und holte sich das Dressur-Gold-Triple. Ja, die Erfolge sprechen schon eine eigene Sprache! Die Silbermedallie ging an Nadine Krause aus Deutschland, die mit Cyrill WE gestartet war, die Bronzemedallie ging an die Dänin Sarah van Deurs Petersen mit ihrem Pony Farbenfroh, Blech an Helen Erbe mit S FS Charly Brown aus Deutschland, fünfte wurde Louise Christensen aus Dänemark mit Vegelins Goya vor Lana Raumanns mit Den Ostriks Dailan, wiederum aus Deutschland.
Mit dieser letzten Entscheidung des Tages enden die Pony Europameisterschaften in Malmö, Schweden – spannende Tag, tolle Tage, aber auch gelassene und entspannte Tage mit einem gut organisierten Veranstaltungsteam, bei dem es Spaß machte, Gast zu sein.