08.08.2015 – EM kurz vor dem großen Finaltag, von Susanne Lehmann

 

Vielseitigkeitsgeländeritt sorgt für völlig neue Verhältnisse

 

Und wenn eine einen Lauf hat, dann soll es wohl auch so sein … wie sich bereits angekündigt hatte, machte Sa-EinzelGPhoebe Peters (li. u. re.) ihren Traum wahr und legte als erste Starterin Sa-SL Luccides Tages in der Einzeldressur mit SL Lucci die Latte auf 81.390% – und ist damit die erste Siegerin bei der Pony EM, die im Einzel mit >80% abschließt. Denn dass aus dem übrigen Starterfeld niemand mehr an sie heranreichen würde, war allen klar.

Sehr erfreulich aus deutscher Sicht ist, dass die Silbermedallie an Cyrill WE mit Nadine Krause (re.) und die Bronzemedallie an S FS Charly Brown mit Helen Erbe (unt.) ging. Übrigens alles Deutsche Reitponys, ersterer von Lukas in Schlewsig-Holstein geboren, die beiden anderen Halbgeschwister von FS Champion de Luxe in Weser-Ems und im Rheinland geboren. Auf den Plätzen ging es weiter mit Dänemark, Lana Raumanns und Den Ostriks Dailan (GER), wieder Sa-Cyrill WEDänemark, Dujardin B und Linda Erbe (GER), Dänemark, die beste Niederländerin auf Rang 9 und noch einmal Dänemark, die damit, wie Deutschland, auch in der Einzelwertung ihr gesamtes Team in den Sa-S FS Charly BrownTop 10 platzierten.

Auf den Rängen 11 und 12 wiederum Niederländerinnen, dann erst auf 13 bis 15 die übrigen Teamreiter aus Großbrittanien. Wären dies die Teamwertungen gewesen, läge Deutschland mit 224.147% auf Gold vor 222.638% der Briten – ein klares Zeichen, dass sich die deutschen Teilnehmerinnen noch einmal deutlich gesteigert haben! Auch wenn ihr Weg in der Kür möglicherweise nicht an Phoebe vorbeiführt, wäre es natürlich auch unser Traum, dass sie noch ein paar mehr Medallien mit nach Hause bringen. Wie schön, dass die Dressur so relativ „konstant“ einzuschätzen ist …

 

denn in der Vielseitigkeit geht es ganz anders zu, und da nützt manchmal die schönste Planung oder die knappeste Führung nichts, denn es bleiben einfach drei Disziplinen, die es zu absolvieren gilt – Malmö 2015 machte es wieder einmal deutlich: bei „ganz Sa-Öresundsportungewöhnlichen Witterungsverhältnissen“, hoher Luftfeuchte bei Wärme und gleichzeitig doch einigem Wind, ging die langgezogene Strecke durch das an sich schon hügelige Dünenvorland nahe der Küste und mit einer Geländestrecke auch für Pferde versehen, so dass zusätzlich noch Kunsthügel geschaffen worden waren, was zu vielen auf und ab und um die Hügel gewendet führte. Kein ganz langweiliges Flachland also.

 

Die insgesamt 52 Starter hatten bei einigen Sprüngen Alternativen, aber auch Platz zum Ausweichen – wobei diese erfahrenen Ponys, so sie wollen, dafür nicht viel Platz beanspruchen. Von den 52 Ponys kamen 44 ins Ziel, acht schieden unterwegs aus, es gab Stürze, die aber alle glimpflich ausgingen, allgemein blieb alles auf dem üblichen Niveau: in Irland waren bei gleicher Starterzahl 43 Ponys ins Ziel gelangt, in Italien gelangten von 51 Startern 41 ins Ziel, eine konstante Verbesserung sozusagen. Sechzehn Ponys blieben komplett fehlerfrei, was ungefähr ein Drittel des Starterfeldes ist, zehn weitere blieben unter 10 Zeitstrafpunkte – das war schon das halbe Starterfeld <10 Punkte, ein sehr gutes Ergebnis an sich, das auch den hohen Leistungs-standard spiegelt.

 

Sa-Askaban BZu den erfolgreichen Nullern gehört Calvin Böckmann mit Askaban B (li.), der aus einer nicht ganz unbekannten Spring-reiterfamilie stammt, die sich seinerzeit und seither Gedanken um den erfolgreichen Pferdetransport Sa-Pretty in BlackHgemacht hat … ganz klar der Favorit auf die Einzel-Goldmedallie, und niemand denkt, dass Springen nicht seine Disziplin sei. Mit 33.4 Punkten liegt er vorn.

Pretty in Black mit Brandon Schäfer-Gehrau (re.), nach der Dressur auf Rang zwei, sammelte unterwegs 13.2 Strafpunkte und ist damit um einige Positionen auf nunmehr Rang 9 abgerutscht, insgesamt schlagen 47.5 Strafpunkte für ihn zu Buche, was das höchstwahrscheinliche Ende seiner Aussicht auf eine Einzelmedallie ist. Er gehört nicht zum Team Deutschland.

Die für Frankreich startende Melissa Prevost mit Podeenagh Aluinn, einem Welsh B x Selle Francais-Mix (eine Mischung, die man eigentlich eher unserem hiesigen Ponyzuchtverband nachsagt), nach der Dressur auf Rang 3, konnte sich mit einer Nullrunde im Gelände um eine Position nach vorn arbeiten und liegt mit 36.9 Strafpunkten aussichtsreich im Wettbewerb. Für ihr Team liefert sie natürlich das beste Ergebnis.

 

Sa-Qualitat des BourdonsEmma Brüssau ging mit Rocky und dem viertbesten Dressurergebnis auf die Strecke, sie gehörte zu den unglücklichen, die die Ziellinie nicht überquerten. Gleiches geschah auch dem Iren Alex Power, nach der Dressur auf 5, mit seinem DR Theo Jackson von Trentino. Levi Driessen lag mit dem Doppelgold-Gewinner von 2014, Qualitat des Bourdons (re.), nach der Dressur auf dem aussichtsreichen Rang 6, aber zwei Steher im Gelände ließen die beiden auf den undankbaren Rang 42 abfallen, mit der höchsten Sa-Millridge Buachaill BuiGeländestrafpunktzahl überhaupt – vielleicht im nächsten Jahr mehr von den beiden. Levi war bisher mit dem Connemara-Partbred Hengst Knock Out beritten und mehrfache EM-Teilnehmerin. Die irische Teamreiterin Zara Nelson brachte ihr beständiges Connemara Pony Millridge Buachaill Bui (li.) mit nur 1.6 Strafpunkten durch’s Gelände und konnte sich so von Rang 7 auf den vorläufig dritten Platz vorarbeiten. 42.5 Strafpunkte stehen nun für sie zu Buche, da darf sich die vor ihr liegende Melissa sogar einen Abwurf leisten. Matcho, mit Nina de Haas, Teamreiterin für die Niederlande, nach der Dressur auf 8, erwischte es ebenfalls eiskalt – auch sie passierte die Ziellinie nicht. Neunte nach der Dressur war Sa-Another IslandJessica Thomas mit Another Island (re.), einem Connemara von Island Lad – Westside Mirah, die das Gelände mit hervorragenden 0.8 Strafpunkten absolvierten – so hat sie sich bestimmt ihr EM-Debüt erträumt! Nun liegt sie auf dem vierten Rang, und ist damit bisher erfolgreichste Britin, gehört aber nicht zum Team. Ob es vielleicht doch eine Einzelmedallie wird? Sligo Fortunus mit Selma Hammarström, bester Dressurstarter auf 10 für die gastgebende Nation, ging für das Team eine fehlerfreie Runde. Mit 43.4 Punkten lag er gleichauf mit Spirit VI und Thomas Tulloch, einem britischen Teamreiter, der aber die Geschichte mit der Idealzeit für sich nutzte und sich in der vorläufigen Rangierung nun auf 5 befindet, Selma steht auf Rang 6.

 

Weiter in der Dressur-Rangliste: Faworek und Zofia Pogodzinska, auf Rang 12, gingen mit 30.4 Strafpunkten durch’s Gelände und rutschten auf Rang 33 ab, aus der Sensation für Sa-Shamrock TwistPolen wird dieses Jahr also nichts mehr. Phoebe Locke und Quay, Teamreiterin aus England, arbeiteten sich mit 4.8 Strafpunkten von Rang 13 auf Rang 12 vor. Anja Schöniger und Charlie, Rang 14, rutschten mit 21.2 zusätzlichen Strafpunkten auf Rang 27 ab, sind aber keine Team-Reiter für Deutschland. Knockbeg Flash mit der Finnin Johanna Pohjonen erreichte das Ziel nicht. Der Debütant Shamrock Twist (li.), Connemara Halbblut von Monaghanstown Fred, von Jillian Giessen für Team Niederlande vorgestellt, kam mit 6.8 Zeitfehlern ins Ziel, und steht nun auf Rang 17. Erfreulich für die EM ist die hohe Zuschauerzahl, die der Veranstaltung ein besonderes Flair beschert.

 

Sa-Creemully MelodyEinen rabenschwarzen Tag hatten Pahunto den Tip und Helene de Cartier d. M. aus Belgien, die von 17 auf 41 abrutschten. Die britische Teamreiterin Saffron Cresswell ging mit Cuffesgrange Little Ric fehlerlos von Rang 18 auf nunmehr Rang 7. Klara Hammarström (re.) aus Schweden, mit Connemara Creemully Melody von I Love You Melody, lieferte das Streichergebnis für ihr Team, sie erreichte die Ziellinie nicht. Die Teamwertung wurde durch die Geländeergebnisse kräftig durchgewirbelt: die gestern noch führenden Iren sind mit 165.0 Punkten auf Rang 4 abgerutscht, die beiden Connemaras Millridge Buachaill Bui und Newtown Westie lieferten die besten Ergebnisse im Team. Die Niederlande fallen von Rang 2 auf Rang 7 zurück, wie bei den Iren ist der vierte Reiter ausgeschieden, Partbred Shamrock Twist ist bester Starter, Connemara Secret Benny zweitbester. Gestern noch Rang 3, heute als Team ausgeschieden: so erging es Team Deutschland, bei dem zwei Reiterinnen die Ziellinie nicht passierten. So ruht nun die Medallienhoffnung allein auf dem führenden Calvin Böckmann.

 

Und wer macht das Rennen? Die Schweden haben Creemully Melody nicht mehr dabei, Sa-Foxtown CufflynxHsind aber von gestern Rang 6 auf Rang 3 mit 156.1 Strafpunkten aufgestiegen. Team Great Britain, gestern noch auf Rang 4, brachte alle Reiter ins Ziel, darunter zwei fehlerfreie Runden – das hieß ebenfalls aufwärts in der Wertung, und zwar vorläufig mit 138.7 Strafpunkten der drei besten Reiter auf Rang 2. Bekommen Sie dabei auch ein sonderbares Gefühl? Debütant Foxtown Cufflynx (li.) v. Westside Mirah – Ashfield Hunters Jewel mit Harriet Wright ging im Gelände Null und verbesserte sich von Rang 35 auf 18 – und ist dennoch (noch) das Streichergebnis. In Führung liegt Team Frankreich, gestern auf Rang 5. Sa-Mustang de BugesDas Connemara im Team, Mustang de Buges v. Thunder du Blin – Cashla Hero mit Vanille Bourgeois im Sattel (re.), liefert das zweitbeste Ergebnis zum Team mit 135.1 Strafpunkten, und das ist nicht einmal einen Abwurf vor den Briten – in mir regt sich der Gedanke, dass die Briten ein anderes Gold-Triple schaffen könnten, das der Gold-Mannschaften! Das wäre wiederum einzigartig in der Geschichte der EM, und hat mit artig gar nichts zu tun!

 

Sa-Newtown WestieHConnemara Newtown Westie (li.), von Westside Mirah, geritten von Lucy Hancock für Irland, lieferte das beste Team-Ergebnis mit einer schönen Nullrunde. Er kletterte von Rang 21 auf vorläufig Rang 8. Aktuell auf 9 ist Pretty in Black, neu auf 10 ist das französische Connemara Mustang de Buges, auch er hat sich mit 0.8 Strafpunkten im Gelände hervorragend von Rang 23 vorgekämpft.Sa-Secret Benny

 

Auf Rang 25 war nach der Dressur das Connemara Secret Benny mit Colette Bruin aus den Niederlanden, trotz 24.4 neuen Strafpunkten lieferten sie das zweitbeste Ergebnis für ihr Team und sind nun auf Rang 32 abgerutscht (re.). So schnell kann es kommen. Für diesen Debütanten aber sicherlich ein zufriedenstellendes Ergebnis. Und im großen und ganzen: nach dem Gelände 4 Connemaras unter den 10 besten Teilnehmern zu haben, das hat es in den letzten Jahren so noch nicht gegeben. Ebenfalls EM-Premiere feierte Connemara Socks v. Song of Freedom – Glencarrig Finn mit Clara Sa-Klockeen de RhononHMayer für Italien, nur 0.4 Zeitfehler im Gelände, von Rang Sa-Socks38 hoch auf nunmehr Rang 20 (u. re.). Letzte Teilnehmerin im Connemara-Aufgebot ist Klockeen de Rhonon (li.) für Frankreich, eine Tochter des Vizir de Ruere – Indra Rebel, vorgestellt von Romain Sans, mit 1.2 Strafpunkten im Gelände nun auf Rang 22 nach Rang 39 nach der Dressur. Nicht jedes Connemara wurde erfolgreich durch die Dressur geritten, aber die Geländeergebnisse können sich sehen lassen.

 

 

Sa-Ashlair LadySa-Rohirrim PalijaDie Spring-Trostrunde, die am späten Nachmittag ausgeritten wurde, dominierten die Connemara Ponys: Siegerin wurde Ashlair Lady v. Ruaille Buaille Bui – Abbeyleix Fionn, vorgestellt von Benedetta Failla für Italien (re.). Rohirrim Palija, ein Partbred von Cyrano Pondi – Hadj A aus Frankreich, geritten von Victoria Rouviere, kam auf den zweiten Platz (li.). Auch die deutsche Teilnehmerin Lisa Schulze Topphoff verabschiedete sich mit Mentos Junior 2 von Mentos – Downland Folklore auf Platz 8. Dritter Connemara-Starter in dieser Prüfung war Bebo Com v. Monaghanstown Fred – Canal Misty Fionn, vorgestellt von Caroline Schaarup-Kjaer aus Sa-Bebo ComDänemark (li). Die sonst üblichen Wettbewerbe für junge Springponys entfielen in diesem Jahr übrigens komplett.

 

Am morgigen letzten Tag gibt es die Entscheidungen Einzel und Mannschaft in der Vielseitigkeit, die Einzel im Springen und in der Dressurkür. Und dann ist schon alles vorbei …